
Dass Alan Shearer ein Fußballer aus einer anderen Ära war, lässt sich am besten daran ablesen, wie er die meisten seiner unzähligen Tore feierte. Während heute bisweilen ganze Theateraufführungen einstudiert werden, grinste Shearer nur breit und hob beiläufig den rechten Arm, als wollte er sagen: „Hey, ich war’s, aber macht bitte kein Gewese darum. Ist mein Job, gern geschehen.“ So ungefähr.
Fakt ist, dass Shearer seinen Job außergewöhnlich gut machte, egal ob in Southampton, Blackburn, Newcastle oder bei der englischen Nationalmannschaft. Dass Stürmer ein paar gute Jahre haben, in denen ihnen fast alles gelingt, kommt ja öfter mal vor. Dass aber einer über einen Zeitraum von fast zwanzig Jahren so zuverlässig knipst, dass er über die Karriere gesehen auf einen Saisonschnitt von fast 25 Pflichtspieltoren kommt, das kennt man so höchstens von Kalibern wie Gerd Müller oder Robert Lewandowski. Kein Wunder also, dass Shearer mit 260 Treffern bis heute Rekordtorschütze der Premier League ist.
Dabei war der junge Alan Shearer nicht mal ein richtiger Mittelstürmer. In seiner Jugend fühlte er sich eher im Mittelfeld zuhause und fungierte noch als frischer Erstligaspieler in Southampton als eine Art falsche Neun (auch wenn es den Begriff damals noch nicht gab), die Wege machte und Räume schuf, von denen die beiden anderen Angreifer Rod Wallace und Matt Le Tissier profitierten. Doch spätestens mit seinem Wechsel zu den Blackburn Rovers 1992 wurde er zum Knipser vom Dienst.
Sagenhafte 87 Tore in drei Jahren
Mag Shearer heute vor allem als Newcastle-Legende in Erinnerung sein, so war er doch nie besser als in Blackburn. Nachdem er im ersten Jahr durch eine Knöchelverletzung gehandicapped war, traf er in den drei darauf folgenden Spielzeiten sagenhafte 87 Mal und schoss mit seinem kongenialen Sturmpartner Chris Sutton die Konkurrenz in Grund und Boden. Was tatsächlich dazu führte, dass die Rovers, das Team aus der eher schäbigen Industriestadt Blackburn, 1995 englischer Meister wurde. Ein Titel, dessen fußballromantisches Potential allerdings insofern begrenzt ist, als der Klub seinerzeit vom örtlichen Stahlmagnaten Jack Walker überaus großzügig alimentiert wurde.
Alan Shearer indes war auch aus der englischen Nationalmannschaft längst nicht mehr wegzudenken. Als er im Vorfeld der Heim-EM 1996 von einer gewissen Ladehemmung in Länderspielen befallen wurde, führte das fast zu einer nationalen Krise. Im Turnier selbst lieferte der Stürmer allerdings gewohnt zuverlässig und wurde mit fünf Treffern Torschützenkönig. Dass das englische Sommermärchen kein gutes Ende nahm, konnte er allerdings auch nicht verhindern. Dabei hatte Shearer auch im Halbfinale gegen die Deutschen alles getan, was er tun konnte: erst die Engländer in Führung geschossen und später im Elfmeterschießen souverän den ersten Strafstoß verwandelt. Bis dann Gareth Southgate alles vermasselte.
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